Nachdem wir uns wieder an dem fantastischen Frühstücksbuffet ausgetobt hatten, machten wir uns auf Hanoi und seine Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Die Stadt hat 6,5 Millionen Einwohner und ist entsprechend groß, die touristisch spannenden Sehenswürdigkeiten sind allerdings recht überschaubar und befinden sich so ziemlich alle im Zentrum. Wie so oft war " der Weg das Ziel " und wir entdeckten tolle Szenen des aufregenden und geschäftigen Treibens in den verwinkelten Gassen der Innenstadt - quasi beim Vorbeigehen als wir auf dem Weg zu dem Französisch geprägten Stadtteil waren. Es drängelten sich Unmengen von Mopeds durch die engen Gassen, durch die sie sich hupend ihren Weg bahnten, gab es jede Menge Verkaufsstände und überall sahen wir kleine Straßenrestaurants und Cafés, die in der Tat den richtigen Namen tragen, denn sie befinden sich direkt an, ja zum Teil noch auf der Straße. Es kam uns so vor, als ob sich das gesamte Leben auf den Straßen abspielte, wir beobachteten unzählige Obstverkäufer, die mit einer Leichtigkeit und Eleganz zwei schwere Körbe, die an einem Bambusstab befestigt waren, über ihre Schultern balancierten, Frisöre eröffneten mal rasch einen Salon, in dem sie einen Spiegel an der Hauswand befestigten und einen Stuhl aufstellten, es wurde Schach gespielt und - das Wichtigste - überall saßen Einheimische und auch Touristen in den " Straßenbistros " auf kleinen Kinderhockern an Kindertischen und aßen und tranken typisch vietnamesische Leckereien. Natürlich wurde auch alles auf der Straße zubereitet und gekocht, sowie im Anschluss abgewaschen - keine Sorge, wir haben von der Straße gegessen und es hatte keine weiteren Folgen, außer dass wir satt waren. Viele Verkaufsstände waren auch nur auf die Touris ausgerichtet und da der wenige Platz in der Innenstadt gut genutzt werden sollte, zeigten sich manche Verkäufer als sehr kreativ, in dem sie zum Beispiel ihre Ware an Baumstämmen aufhängten :-). Die 36 ( diese Zahl ist dann doch wohl eher symbolisch, denn tatsächlich sind es weit mehr ) verwinkelten Gassen der Altstadt stellten früher die komplette Stadt dar und die Straßennamen erinnern zum Teil noch daran, welche Handwerker und Läden man damals in welcher Straße gefunden hat. Mittlerweile hat sich diese Struktur zum größten Teil gelöst, und wir entdeckten meist Geschäfte, die sehr auf den Tourismus ausgerichtet waren. Dennoch hat sich dieses Viertel seine Urtümlichkeit, im Vergleich zu anderen modernen Teilen der Stadt, weitestgehend bewahrt.
Wir bummelten bereits seit vier Stunden durch die Stadt und waren an unserem eigentlichen Ziel noch nicht angelangt, so schön empfanden wir es, das volle Leben hautnah mitzubekommen. Irgendwann gelangten wir dann zum kolonialen, französischen Viertel und bewunderten die schönen ockerfarbenen Prachtbauten. Weiter führte uns unsere Tour zum Hou-Lò-Gefängnis, das heute ein Kriegsmuseum beherbergt. Auf einigen Internetseiten wird einem der Besuch empfohlen, um einen guten Einblick in die Kriegsgeschichte Vietnams zu bekommen. Wir, wie immer interessiert und wissensdurstig, erhofften uns eine Einheit in der vietnamesischen Geschichte. Da wurden wir allerdings enttäuscht, denn es zeigte lediglich, wie politische Gefangenen zur der Zeit der französischen Herrschaft, inhaftiert und gefoltert wurden. Trotzdem war der Besuch des Gebäudes sehr lohnend, da wir uns der Grausamkeit der Kriege im Allgemeinen und ganz speziell für Vietnam wieder bewusst wurden - welche schrecklichen Kriege haben sich in diesem Land zugetragen. Sichtlich berührt setzten wir nach einer kleinen Pause unsere Tour in Richtung St. Joseph Kathedrale fort. Sie erinnerte uns stark an Notre Dame und sie wirkte inmitten der traditionellen vietnamesischen Kultur nahezu fehl am Platz – bizarr ! Nebenbei stieg das Quecksilber auch an diesem Tag wieder über die 40 Grad Markierung und wir schwitzten wie verrückt ! Deshalb waren wir besonders froh, als wir wieder mit einem netten und freundlichen Lächeln in unserem „ Siesta “ empfangen wurden. Nach einer riesigen Portion " fresh spring rolls " und einem Kniffelspiel fielen wir erledigt in unser kuscheliges Bett - ein schöner und schweißtreibender Tag neigt sich dem Ende.
Natürlich wollten wir eines der sieben Natur-Weltwunder, welches gerade hier um die Ecke ist, nicht verpassen, deshalb stand die Ha Long Bucht ganz oben auf unserer Liste. Ursprünglich wollten wir die Tour auf eigene Faust planen, aber es kristallisierte sich ziemlich rasch heraus, dass das sehr umständlich werden würde, denn die zahlreichen Reisebüros bieten die unterschiedlichsten Pakete an, die so gut wie keine Wünsche offen ließen. So buchten wir eine dreitägige Mini-Kreuzfahrt auf dem sehr luxuriösen Boot " Paradise Luxury ", welches zu den Booten des Tourenanbieters " Paradise Cruises " gehörte. Mit dieser Buchung hatten wir das Sorglos-Paket an Land gezogen, es war zwar etwas teurer als andere Angebote, aber nach der China Reise wollten wir uns auch mal wieder verwöhnen lassen und außerdem wollten wir dieses Naturwunder in Ruhe betrachten und genießen. Wie sich in den kommenden drei Tagen herausstellen sollte, war das eine spitzenmäßige Entscheidung und wir kamen in den Genuss eines einzigartigen Erlebnisses, für das wir sehr dankbar sind. Aber nun der Reihe nach : mit einem Luxus-Minibus ( das fängt ja schon mal gut an ) wurden wir auf eine kleine Insel, namens Tuan Chau gefahren, um an Board unseres schönen alten Holzbootes zu gehen. Dort wurden wir sehr freundlich begrüßt und bezogen unsere Kajüte - total schön ! Wir hatten ein großes Doppelbett, einen kleinen Schrank und sogar ein eigenes Badezimmer mit WC und Dusche, das Beste waren allerdings die riesengroßen Panoramafenster, wir waren von allem begeistert ! Diese Begeisterung hielt in den kommenden Tagen beständig an. Alles war bestens organisiert, angefangen bei der Verpflegung bis hin zu dem Programm, die Crewmitglieder, sowie die Guides waren total nett und sehr hilfsbereit, wir haben uns rund um wohl gefühlt.
Am wunderbarsten war die Ha Long Bay selbst. Sie umfasst ein Gebiet von ungefähr 1500 km² und zeigte sich uns bei strahlend blauem Himmel von ihrer besten Seite, als wir Fahrt aufnahmen. Die fast 2000 Kalkfelsen ragen zum Teil mehrere Hundert Meter hoch bizarr aus dem Wasser. Der Anblick dieser vielen kleinen und großen Berge machte uns sprachlos und wir saßen ganz oft an Deck und bewunderten diese unfassbare Schönheit. Gemütlich schipperten wir zwei volle Tage durch diese grandiose Naturlandschaft und unternahmen ein paar Ausflüge, so besuchten wir zum Beispiel die größte Höhle der Bucht, die Sung Sot Höhle und sprangen mitten im Meer vom Boot in das grünliche Wasser oder unternahmen eine kleine Kajak-Tour zu menschenleeren Stränden. Obwohl viele, sehr viele Schiffe unterwegs waren, fanden wir uns häufig alleine auf dem Wasser, vor allem am zweiten Tag, denn die meisten Touris buchen nur eine zwei oder ein Tages-Tour, wir mit unseren drei Tagen konnten weiter aus der Bucht in Richtung Meer fahren und hatten so mehr Ruhe. Es hat uns komplett Spaß gemacht auch auf dem Boot zu übernachten und wir gewöhnten uns recht rasch an das angenehmen Schaukeln, das war ja schließlich unsere erste Kreuzfahrt.
Abends verabschiedete sich die Sonne furios mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang und tauchte die Felsen jeden Morgen wieder in ihr warmes Licht - es war einfach unbeschreiblich schön, diese unfassbare Natur und die Stille und Ruhe !!!
Auch das von den Crewmitgliedern veranstaltete Programm war angenehm, so nahmen wir morgens auf dem Deck beim Tai-Chi Kurs teil, Marek erhielt eine Auszeichnung als perfekter Spring-Rolls-Koch und auch das typisch vietnamesische Dinner, zu dem wir die traditionellen Gewänder anziehen durften, war ein angenehmes Spektakel.
Besonders spannend war der Ausflug zum Wasserdorf Vong Vieng, denn dort bekamen wir einen Einblick, wie die Menschen auf und von dem Meer leben. D.h., wie zum Beispiel die Schule ( wie gut sind unsere Schulen im Vergleich dazu ausgestattet ) organisiert ist und wie sie Perlen aus einer Austernzucht gewinnen. Leider ist dieses empfindliche Gefüge gleich doppelt in Gefahr, zum einen, weil die Grundlage, nämlich der Fischfang immer mehr zurückgeht und zum Zweiten, weil die vietnamesische Regierung möchte, dass diese Menschen auf dem Festland sesshaft werden. Nach drei Tagen, in denen wir mit offenem Mund dieses Wunder der Natur bewundern und bestaunen durften, fuhren wir wieder mit dem Minibus zurück in die Stadt und waren richtig glücklich - was für eine tolle Zeit !
Nach den sehr gemütlichen und gut organisierten Tagen auf dem Luxusboot in der Ha Long Bay waren wir wieder fit für das volle Leben in der Stadt. So besuchten wir gleich am Morgen nach dem Frühstück den Literaturtempel Van Mieu, wir erhofften uns die Anlage noch bei angenehmeren Temperaturen besichtigen zu können, aber das blieb dann doch eher ein Wunsch, denn kaum waren wir am Tempel angelangt, waren wir wieder schweißgebadet. Ursprünglich wurde die Anlage als konfuzianischer Tempel erbaut, bevor er zur ersten Universität von Vietnam erklärt wurde. Er gilt auch heute noch als wichtigster Literaturtempel des Landes. Wir bewunderten mal wieder den wunderschön angelegten Komplex mit seinen vielen Innenhöfen, seinen harmonisch angelegten Gärten, die prachtvolle Konfuzius-Statue und die vielen traumhaft schönen Drachen. An einem schattigen Plätzchen beobachteten wir die Absolventen der Uni und Schüler, die den Tempel mit ihrer Klasse besuchten; trotz den Touristen strahlt der Ort akademisches Flair, Ruhe und Besinnlichkeit aus und wir konnten uns von der Hektik der Stadt und der Hitze etwas erholen.
Am Nachmittag bummelten wir nochmals gemütlich durch die Altstadt und entdeckten hinter fast jeder Straßenecke wieder eine neue spannende Szene. Es kam uns so vor, als ob wir einen Dokumentation auf dem Fernsehkanal „ National Geographic “ mit dem Motto " exotische Straßenszenen in Hanoi " schauen würden - es war toll. So tauchten wir für einige Stunden wieder in das faszinierende Straßenleben der Stadt ein und beobachteten das Treiben und die Menschen. Abends zog ein Gewitter über uns und wir schafften es gerade noch halbwegs trockenen Fußes in ein Restaurant zu kommen, um wieder unsere vietnamesische Lieblingsspeise zu futtern. Der sehr heftige Regen setzte der fast unerträglichen Hitze - selbst abends um 20:00 Uhr - erstmal ein Ende und wir erfreuten uns der klaren und ganz leicht erfrischenden Luft. Beschwingt hüpften wir dann durch die vielen Wasserpfützen zu unserem Hotel zurück.
Für heute hatten wir einen organisierten Tagesausflug geplant, das ist auch mal wieder schön, weil wir uns um nichts kümmern müssen. Auf unserer Reise haben wir alles was wir selbst unternehmen konnten auch auf eigene Faust erkundet und entdeckt, diese Art zu reisen macht uns mehr Spaß und hat auch einen höheren Reiz für uns und wir sind freier in der Planung. Allerdings ist das auch anstrengender und so freuten wir uns auch mal darauf alles serviert zu bekommen, genauso wie bei der Mini-Kreuzfahrt in der Ha Long Bay. Mit einem Minibus wurden wir bei unserem Hotel abgeholt und fuhren zunächst zwei Stunden auf sehr schlechten Straßen nach Hoa Lu, das ist eine alte Hauptstadt aus dem 10. Jahrhundert. Dort besuchten wir die alten Tempelanlagen Dinh King und Le King. Na ja, das war ganz nett, hat uns aber nicht in einen Jubeltaumel versetzt.
Nach den positiven Eindrücken der gestrigen Tour wagten wir uns heute wieder zu einer, wir besuchten die Parfüm-Pagode. Das tolle bei dieser Tour soll sein, dass man auf einen Berg wandert und von dort einen schönen Blick auf die mit Karstfelsen versetzte Landschaft haben soll, das wurde uns zumindest so zugesichert. Doch zunächst mussten wir erst wieder die lange Anfahrt hinter uns bringen, es ging in die ähnliche Richtung, wie gestern. An unserem Ziel Ben Duc angekommen, wurden wir erneut in kleine Boote verfrachtet und über den Yen Vy Fluss gerudert, wieder von Einheimischen, die eine eigenartige Rudertechnik hatten, sie ruderten mit den Füssen. Leider war die Bootsfahrt eher langweilig, die Landschaft weniger spektakulär und der Fluss war verschmutzt und es schwamm viel Müll darin. Mittags ging es dann endlich auf den Berg zu der Parfüm-Pagode, mit einer Gondel !! In Anbetracht der enormen Hitze waren wir sogar recht dankbar für diesen Service. Oben besichtigten wir die Pagode, die eine Höhle ist und unser Guide erklärte uns einiges Wissenswertes über die Pagode. Uns beeindruckte der Tempel mit seinen vielen goldenen Buddhas, die die Höhle zu einem religiösen und spirituellen Ort verwandelten. Wir hielten uns einige Zeit dort auf, bevor uns der Guide dann zum Absteigen aufforderte, da waren wir etwas verwirrt und fragten verdutzt nach dem versprochenen Aussichtspunkt. Er meinte, das wäre er und zeigte in die Richtung der Bergstation der Gondel. Von dort hatten wir allerdings überhaupt keine Aussicht, d.h. lediglich auf die Gondel und die Bäume, da waren wir doch sehr enttäuscht. Dann mussten wir zunächst wieder dieselbe langweilige Strecke mit dem Boot und anschließend mit dem Minibus zurück. Ja, das war in der Tat ein Ausflug, wie er keinem Spaß machte, das Gute war, dass wir nette Menschen aus UK und den USA kennengelernt haben. Dennoch können wir von dieser Tour nur abraten. Wieder in unserem traumhaften Hotel angekommen, wurden wir freundlich begrüßt und das nette Lachen der Angestellten heiterte uns auf, so dass wir den Tag mit einem schönen Abend abschließen konnten.
Unser letzter Tag in Hanoi begann schon sehr früh - ohne dem leckeren Frühstück - denn wir besuchten das Ho Chi Minh Mausoleum und um den langen Besucher-Schlangen zu entkommen, wollten wir die ersten sein. Um 7:30 Uhr öffnet das Mausoleum seine Pforten für die Besucher, genau zu dieser Uhrzeit waren wir auch vor Ort, aber vor uns waren Hunderte von anderen vietnamesischen Touristen. Damit haben wir nicht gerechnet, so blieb uns nichts anderes übrig als uns auf eine etwas längere Wartezeit einzustellen, aber dank China hatten wir darin ja Übung. Einige Ordner achteten akribisch darauf, dass alle ruhig und besonnen warteten, ich wurde zum Beispiel zurechtgewiesen, weil ich meine Arme vor dem Körper verschränkte ! Dann waren wir endlich im Gebäude und erblickten den Leichnam des Revolutionärs, direkt sichtbar und erstaunlich gut erhalten in einem gläsernen Sarkophag – krass !!
Wir wurden einmal um das Grab durchgeschleust und es herrschte absolute Ruhe und die Vietnamesen zollten Ho Chi Minh Respekt, es war ein spannendes Erlebnis. Wieder draußen spazierten wir durch die schön gepflegten Gärten, deren Rasen sogar mit der Schere gestutzt wurde, und kamen am Präsidentenpalast und am ehemaligen Wohnhaus von Ho Chi Minh vorbei. Als Abschluss besichtigten wir die bekannte Ein-Säulen-Pagode, die sehr hübsch inmitten eines kleinen Teiches errichtet wurde. Anschließend mussten wir uns aber ziemlich beeilen, um noch ein letztes Mal in den Genuss des herrlichen Frühstücksbuffets zu kommen. Den Rest des Tages ließen wir dann sehr ruhig weiter gehen, d.h. wir bummelten durch die Straßen, tranken Café, packten unsere Rucksäcke und gönnten uns zum letzten Mal unser vietnamesisches Lieblingsgericht.