Von Puno aus fahren wir für ca. vier Stunden mit dem Bus nach Coppacabana, nicht zu verwechseln mit dem Strandabschnitt in Brasilien :-) , nach Bolivien.
Ganz unkompliziert reisen wir aus Peru aus und bekommen eine 30-tägige Aufenthaltsgenehmigung für Bolivien.
Von Coppacabana nehmen wir ein Boot, das uns in eineinhalb Stunden nach Yumani, dem Haupthafen auf der Isla del Sol bringt.
Dort angekommen tauchen wir in eine andere Welt ein.
In der Gegend um den Hafen treffen wir noch auf eine recht ordentliche Infrastruktur mit einigen unterschiedlichen Kneipen und Restaurants, doch mit jedem Schritt entfernten wir uns von dem Tourismus und der Zivilisation bis wir uns schlussendlich in unserem vorübergehenden Zuhause, dem Palla Khasa wiederfinden.
Die friedliche Stille, die ich so schon seit Ewigkeiten nicht mehr empfunden habe, stimmt mich so unsagbar glücklich und zufrieden.
Ich vermag dies nicht in Worte zu fassen, vielleicht schaffen es die Bilder und dieses Gedicht von Ernst Ferstl :
In der Stille angekommen
In der Stille angekommen gehe ich in mich,
Abends kommen wir wieder in den Genuss eines friedlichen Sonnenuntergangs und die Stille und Ruhe ist außergewöhnlich. Hier kann die Seele Kraft tanken und die Zeit scheint still zu stehen.
Nach zwei faszinierenden und wundervollen Tagen verlassen wir wieder schweren Herzens die Sonneninsel und machen uns auf in die Hauptstadt von Bolivien - La Paz.
Unsere zweite Bike Tour führte uns zu einem berühmten Straßenabschnitt von La Paz nach Coroico. Diese 70 km lange Straße überwindet ca. unglaubliche 3500 Höhenmeter mit unzähligen Haarnadelkurven und engen Passagen, immer ganz dicht am Abgrund ohne Leitplanken. Nicht ohne Grund wurde sie deshalb 1995 offiziell zu der gefährlichsten Straße der Welt, die " Death Road ", camino de la muerte oder schlicht Todesstrasse erklärt. Das war ein purer Adrenalinkick, bei dem wir auf den kurvigen Schotterpisten fast alle Klimazonen Südamerikas durchquerten. Unsere Tour beginnt auf 4700 Meter und wir erhalten erstmal angemessene Kleidung und Helme, sowie Ellenbogen- und Knieschützer. Zunächst geht es auf Asphalt durch eine atemberaubend schöne Landschaft, bevor das eigentliche Abenteuer beginnt. Über Steine und durch den Nebel hindurch fahren wir die Straße hinunter und es macht echt Spaß über den Schotter zu düsen und den immer wärmer werdenden Fahrtwind auf der Haut zu spüren. Nach einer fünfstündigen Abfahrt haben wir den Zielort Yolosa in den Tälern der Yungas glücklich und geschafft erreicht. Dort erwartete uns ein leckeres Essen sowie ein netter Pool, in dem wir uns von der Anstrengung erholten und uns freuten, dass alle aus unserer Gruppe unversehrt angekommen sind. Die Todesstrasse hat ihre Tücken und erhielt nicht ohne Grund ihre Auszeichnung, so ist leider einen Tag nach unserer Tour ein junger Mensch auf dieser Straße tödlich verunglückt.
Glücklicherweise konnten wir doch am kommenden Tag, wie geplant unsere dreitägige Jeep-Tour mit Endziel Chile starten, obwohl ich doch etwas geschwächt war. Als erstes lernten wir unser Team, sechs Touris plus Fahrer kennen, wir hatten mal wieder Glück, denn wir saßen mit sehr netten Leuten im Jeep :-). Unser Gepäck wird auf dem Dach befestigt und der Fahrer, ebenso unser Koch, Mechaniker und Guide kennt sich bestens aus hier, was auch gut so ist, denn man erkennt kaum befestigte Straßen und Wegweiser sind auch nicht zu finden. Es ist Nebensaison, deshalb verlassen wir Uyuni an diesem Morgen nur mit zig anderen Jeeps. Da mögen wir es uns nicht vorstellen, wie das Gewusel in der Hauptsaison aussehen kann, denn schon diese Anzahl an Touris kam uns sehr viel vor !! Unser erster Stopp war der Cementerio de Trenes, hier werden ausgemusterte Züge plus Waggons einfach abgestellt und verrosten seelenruhig vor sich hin - die ganze Szenerie bot uns eine widererwartend interessante Kulisse. Weiter geht die Fahrt und während dieser verlieren wir die anderen Jeeps auch aus den Augen, lediglich die aufgewirbelten Salzfahnen am Horizont geben Hinweise auf sie. Das gleißende Licht der Salar de Uyuni, der größte Salzsee der Welt, zieht sich bis zum Horizont und weiter.
Ohne Sonnenbrille wären wir komplett aufgeschmissen, so sehr blendet das Weiß des Salzes. Entstanden ist die mehr als 10 000 km umfassende Fläche als ein See über Millionen von Jahren langsam austrocknete. Diese einzigartige Erscheinung ist allerdings sehr bedroht, denn unter sieben Meter dicken Salzkrusten ist hier ein weitere Schatz (neben dem Salz) verborgen: Lithium, benötigt für die Herstellung von Batterien, Laptops und Handy ist ein sehr begehrte Rohstoff. Viele ausländische Firmen stehen quasi in den Startlöchern und warten sehnsüchtig darauf mit dem Abbau endlich beginnen zu können. Bolivien hätte so sicherlich eine großzügige Einnahmequelle und weniger Geldsorgen, dennoch vergibt die Regierung keine Lizenzen ins Ausland, zu groß ist die Angst, erneut ausgebeutet zu werden, wie das unter den spanischen Konquistadoren der Fall war. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass es eine große Herausforderung sein wird, den Abbau zu organisieren, denn da sehe ich doch mächtige Lücken in der bolivianischen Mentalität. Vamos á ver - wie der Bolivianer sagt..:-).
Der nächste Morgen begrüßte uns wieder mit einem strahlend blauen Himmel und Sonne satt und Marek hatte einige Stiche am Körper !!! Bed Bugs !!! Der Arme ! Ich hatte glücklicherweise keine, obwohl wir im selben Bett geschlafen haben, an was das wohl liegt .... ? ! Mit Vorfreude auf den Tag und nach einem leckeren Kaffee starteten wir in den Tag zwei und kletterten in unseren Jeep. Nach ein paar Kilometern verließen wir die Salar endgültig und fuhren auf einer Sandpiste weiter und auch die Landschaft veränderte sich allmählich, aus Salz wird Sand und es bleibt sehr karg und es scheint als ob es hier keinerlei Leben geben würde. Es erscheinen wunderschön geformte Vulkankegel am Horizont, Felsbrocken liegen herum und die Wolken zeichnen ein phänomenales Licht- und Schattenspiel auf die Berghänge und so kurven wir durch die Gegend bis wir schließlich erneut ein atemberaubendes Ziel erreichen: die Laguna Canapa. Eine Blaue Lagune mit zartrosa Tupfer, diese Tupfer entpuppten sich, als wir näher an den See kamen, als südamerikanische Flamingos. Ein unglaublich schöner Anblick !
Doch die Natur kann noch schöner ! Wir erreichen die Laguna Colorado - der Hammer !! Algen lassen das Wasser rot erstrahlen, darunter mischen sich weiße Inselchen und nicht zu vergessen wieder Scharen von zartrosa Flamingos, die durch das Wasser staksen, Plankton picken und aufgeregt schnattern ! Der Anblick zog uns sofort in ihren Bann und wir saßen still und fast schon andächtig an diesem schönen Ort und waren komplett überwältigt von so viel Schöhnheit !!!
Hinter jeder Kuppe hielt das Hochland eine neue Überraschung bereit und so erfreuten wir uns an dem beginnenden Schneefall und den bizarr vom Wind geschliffenen Steinen, allen voran dem Arbol de Piedra, dem Steinbaum.
Als letzte Überraschung steuerten wir nochmals eine Lagune an, die Laguna Verde. Wie der Name schon erahnen lässt ist das schimmernde Wasser türkisgrün gefärbt und es spiegelt sich der mächtige schlafende Vulkan Licancabur darin – toll ! Dieser Berg teilt Bolivien und Chile und so treten wir auch unsere letzte Etappe an. An einem kleinen Grenzhäuschen nehmen wir Abschied von unserem Team und steigen in einen größeren Bus ein, der uns über die Grenze nach San Pedro de Atacama in Chile bringt.
Die drei Tage im bolivianischen Hochland waren unglaublich ! Wir durften eine wundervolle und einzigartige Natur sehen, bestaunen und in ihr vollkommen abtauchen. Obwohl es für mich eine echte Herausforderung darstellte, immer rechtzeitig eine Toilette oder "Puma - Toilette" zu finden, aber es klappte und meine Magen erholte sich langsam wieder. Die Ruhe und der Anblick der Weite und die klare Luft auf durchschnittlichen 4000 Höhenmetern haben uns bewegt und wir haben diese Momente und Erlebnisse in unsere Herzen aufgesaugt.