Mit einem der schönsten Naturschauspiele, deren wir Zeuge werden durften, fuhren wir beseelt wieder zurück, machten Halt im sehr touristischen Ort El Calafate, und erreichten nach der Aus- und Einreiseprozedur spät abends Puerto Natales. Abschließend müssen wir festhalten, dass der Tag sehr anstrengend und lang war, aber dafür intergalaktisch – phänomenal - spitzenmäßig !!! Meine Herrn, was die Natur alles kann !!!
Nachmittags waren wir dann wieder in Ushuaia und bummelten im Zentrum herum. Die Stadt schmiegt sich im Süden ans Ufer des Beagle-Kanals und wird von der schönen Andenkulisse auf der anderen Seite eingerahmt ( jetzt sind wir dem kompletten Verlauf der Anden von Kolumbien bis nach Argentinien gefolgt !!! ). Alle möglichen Traveller kommen in diesen Ort: Backpacker, Kreuzfahrtteilnehmer, Menschen, die auf dem Weg in die Antarktis sind oder andere die, die hier das Ziel ihrer Fahrrad-, Motorrad,- oder Autotour auf der Panamericana quer durch Südamerika erreichen. Alle ( auch uns ! ) zieht es hier her, weil es die südlichste Stadt der Welt ist und dass wird auch überall bravourös vermarktet. Es gibt das Hotel Fin del Mundo, das Restaurant Fin del Mundo, die Eisdiele Fin del Mundo, das Café Fin del Mundo - ich könnte diese Liste endlos weiterführen ! Und genau dieses Privileg lassen sich die Einwohner auch gebührend bezahlen, die Preise sind erschreckend hoch: so kostet zum Beispiel ein Cappuccino, der nicht mal lecker schmeckt, doppelt so viel wie in Deutschland, ungefähr fünf Teuro !!! Diese astronomischen Preise überspannt dann doch unser Tagesbudget deutlich und wir blieben bei Leitungswasser und Empandas vom Lieferservice, nur ein leckeres Gläschen Carmenere gönnten wir uns hin und wieder. Ushuaia wurde ursprünglich als Sträflingskolonie gegründet, klar die Lage war auch günstig, entwickelte sich dann später zu einem Flottenstützpunkt und Gold, Bauholz und Fischfang sorgten für Einkünfte. Aber heute ist der Tourismus der stärkste Motor für die Wirtschaft der schnell wachsenden Stadt. Die Regierung versucht auch Unternehmen anzulocken, um die Einkünfte auch noch anderweitig zu sichern, indem sie ihnen Steuervergünstigungen verspricht. Dies gelang ihr bei einem großen Unternehmen, die Klimaanlagen herstellen, ein interessanter Ort in dieser kalten Gegend !!! Alles in allem fanden wir Ushuaia nicht wirklich einen Brüller, nicht unbedingt nett und charismatisch, wie es in unserem Reiseführer beschrieben wird. Dennoch hat sie einiges zu bieten, vor allem die sie umgebende Natur, vorausgesetzt man ist bereit für alles sehr viel Geld auf den Tisch zu legen.
Abends hatten wir nochmals ein Highlight geplant: was wäre Buenos Aires ohne seine Tangokultur ? Also besuchten wir eine Tangoshow im elegant historischen „Cafe Tortoni“, welche uns komplett begeisterte: zu heißen und nostalgischen Tangorhythmen schwangen die Tänzerinnen und Tänzer ihre Beine in sehr kompliziert aussehenden Schrittkombinationen. Der dunkle Gewölbekeller erzeugte mit Licht- und Nebeleinlagen auch für eine leicht dubiose Atmosphäre und wir wurden vollkommen in die Vergangenheit und die Geschichte, die uns das Ensemble erzählte, hineingezogen. Klar, dass wir nun erst recht Lust darauf bekamen, den Tango mal selbst zu tanzen, wenn er uns nun auch unwahrscheinlich schwer vorkommt.
An unserem zweiten Tag erkundeten wir zwei Stadtviertel der Metropole. Wir fuhren mit der U-Bahn - der Subte - einmal quer unter der Stadt hindurch bis wir Palermo erreichten, dort machten wir einen netten kleinen Spaziergang von der Plaza Italiana zum Plaza Palermo Viejo. Vorbei ging es an angesagten Restaurants und an den trendigsten Boutiquen der Stadt. Wir bestaunten die wunderschönen alten Gebäude und genossen die breiten Straßen, die von riesigen Platanen gesäumt sind. Das war eine schöne Abwechslung zum hektischen Zentrum. Wieder mit der Subte besuchten wir das elegante Recoleta mit seinen prachtvollen Häusern im europäischen Stil und seine internationalen Geschäfte, dieses Viertel ist das vornehmste von Buenos Aires. Das Endziel unseres Bummels war der Friedhof, klingt seltsam und wir waren sehr gespannt auf das, was uns erwarten sollte und der Reiseführer als absolutes "Must-See" betitelte. Aber in der Tat ist diese riesige Totenstadt nicht umsonst einer der Hauptattraktionen der Metropole. Hier ruhen ganze Generationen von Argentiniens Oberschicht so prunkvoll wie sie wahrscheinlich einst auch lebten. In den Krypten ruhen die sterblichen Überreste von früheren Präsidenten, Militärhelden, Politikern und auch das Grab von Eva Peron haben wir gefunden. Es hat uns komplett fasziniert durch die kleine Stadt mit ihren erhabenen und aufwendig gearbeiteten Marmorfassaden zu schlendern und wir können durchaus bestätigen, dass sich ein Besuch sehr lohnt !
Wieder im Zentrum erholten wir uns von unseren ausgedehnten Stadtbummeln im Starbucks und bereiteten uns auf unseren zweistündigen Tangotanzkurs vor. Rechtzeitig waren wir in der „Confiteria Ideal“, die "Mutter aller Tangotreffs" und konnten noch eine „Milonga“ bestaunen. Diese dienen dazu, dass Tangoliebhaber ihre neu gelernten Schritte mit den verschiedensten Tanzpartnern ausprobieren konnten. Das war ein wunderschöner Mix aus Jung und Alt, die hingebungsvoll und harmonisch miteinander tanzten - es war wundervoll mit anzusehen und wir waren voller Vorfreude auf unseren Kurs, allerdings konnten wir uns nun erst recht nicht vorstellen, dass wir jemals diese Schritte lernen könnten. Doch dann ging es los und wir beide waren sichtlich aufgeregt. Als wir aber unsere erste Nervosität ablegten, lief es echt erstaunlich gut: wir lernten die Schritte schnell und Marek nahm die Führung sicher in die Hand und ich wusste genau was ich zu tun hatte. Wir hatten einen riesigen Spaß, auch wenn wir noch meilenweit vom entspannten Tangotanzen entfernt waren. Und endlich haben wir einen Tanzstil mit wenigen Drehungen ( Marek wird es bei Drehungen immer schlecht ! ) gefunden ! Wir nehmen uns vor in good old Germany einen Tangokurs zu besuchen, so sehr hat er uns begeistert und beeindruckt. Beschwingt und auf der Straße immer noch tanzend, schwebten wir noch zum Puerto Madero - einem stillgelegten und stylisch hergerichteten altem Hafengebiet - und dann nach Hause, wo wir geschafft in unsere Kojen flogen.
Leider hieß es bereits nach zwei Tagen wieder Abschied nehmen von der vielfältigen und spannenden Hauptstadt, dennoch war das kommende Ziel auch absolut anziehend: die größten Wasserfälle der Erde: die Iguazu-Wasserfälle.