Eine Attraktion, die San Pedros zu bieten hat, wollten wir uns nicht entgehen lassen, das „Valle de Luna“, welches ca. 15 km von dem Zentrum entfernt ist. So liehen wir uns wieder, ganz zur Freude von Marek, ein Mountainbike und starteten am späten Nachmittag in Richtung Mondlandschaft. Die Fahrt war ganz schön heftig, denn wir fuhren volle Kanne gegen den Wind. Noch hechelnd von der anstrengenden Fahrt und dem Aufstieg sitzen wir endlich alleine auf der Spitze einer riesigen Sanddüne und nehmen die spektakuläre Landschaft in uns auf. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang waren wir oben angelangt und waren komplett beeindruckt von der spitzenmäßigen Aussicht und dem unvergleichlichen Farbenspiel, welches die Natur uns bot: die uns umgebenden Berge, Vulkane und die surreale Mondlandschaft des Tales strahlen plötzlich in rosa, dann in violett und letztendlich zum Showdown der Sonne in Gold. Berauscht von dem Gesehenen und mit Rückenwind erreichten wir überraschend schnell wieder unser Hostal.
Die viel zu vielen Touristen, die auch meist in großen Gruppen reisen und die absolut überteuerten Preise trugen unter anderem dazu bei, dass wir das Wüstenörtchen nach drei Tagen wieder verließen. Denn ebenso mussten wir mit unserer noch verbleibenden Zeit haushalten, deshalb ging es raschen Fußes und voller Vorfreude nach Südchile.
Voller Freude schnappten wir am kommenden Tag unsere Daypacks und einen großen Rucksack, in dem wir das Nötigste für die kommenden vier Tage gepackt hatten und los ging´s. Mit einem öffentlichen Bus fuhren wir in ca. zwei Stunden an den Laguna Amarga, von wo unsere Tour startete. Es war klasse, dass wir unseren großen Rucksack im Refugio „Las Torres“ lassen konnten, so hatten wir nur leichtes Gepäck und konnten entspannt zum Mirador „Las Torres“ loslegen.
Gut ausgeschlafen ließen wir den Tag heute sehr ruhig angehen, weil wir nur eine kleine und weniger anstrengende Tagesetappe vor uns hatten. Von „Las Torres“ ging es nach „Los Cuernos“, eine wunderschön gelegene Refugio am Fuße der Cuernos - Gipfel. Die Wanderung war wahnsinnig schön, wir passierten atemberaubende in allen erdenklich Grün- und Blautönen schimmernden Seen auf der einen Seite und den spektakulären Bergketten auf der anderen Seite.
Zwischendrin erfreuten wir uns an den genialen roten Farbtupfern - patagonische Feuerbüsche, die gerade jetzt im Frühling ihre ganze Pracht entfalteten – und einen tollen Kontrast zu den Seen und Bergen bildeten. Am frühen Nachmittag erreichten wir unser zweites Nachtlager und genossen noch die wärmende Sonne mit einigen anderen Gleichgesinnten, hatten viel zu lachen und zu erzählen. So wurde der Abend ein besonders schöner, mit einer ausgelassenen Stimmung, an einem gedenkwürdigen idyllischen Fleckchen Erde.
Das Programm an Tag drei hatte es ganz schön in sich, deshalb starteten wir bereits um 8 Uhr mit unserem ganzen Gepäck und liefen zunächst am wunderschönen in grünen Farbtönen schimmernden Lago Nordenskjöld entlang zum Compamento Italiano. Glücklicherweise konnten wir auch dort unseren großen Rucksack bei den Rangern abstellen, da wir auf dem Rückweg wieder vorbeikommen werden, auch das war wieder super. Dann erwartete uns ein spitzenmäßiger Aufstieg durch das Valle Frances. Wir wanderten einem kleinen rauschenden Bach entlang und auf der anderen Seite des Tales lagen einige Gletscher, die in der Sonne blau glänzten und ihre Gletscherspalten leicht bedrohlich anmuteten. Hin und wieder wurde unser Trek durch ein dumpfes Grollen unterbrochen und wir wurden Zeugen, wie ein Eisstück des Gletschers abbrach und in einem mortz Getöse zu Tal stürzte - die Natur ist so mächtig !!!
Unser Endziel war der „Mirador Britanico“ am Ende des Tales, von hier hatten wir einen wahnsinnig schönen Blick auf die verschiedensten Bergketten, wie die Torres, die Los Cuernos,...... Die majestätischen Berge umringten uns und wir fühlten uns wie in einem gigantischen Amphitheater und das ganze bei strahlend blauem Himmel. So ist es verständlich, dass wir an diesem einmalig schönen Ort lange verweilten, obwohl uns der starke Wind fast von dem Aussichtspunkt wehte. Denselben Weg, den wir gekommen waren, ging es auch wieder zurück und wir schnappten unseren Rucksack an der Rangerstation und wanderten die letzten acht Kilometer zu unserem letzten Nachtquartier, der Mountain Lodge „Paine Grande“. Der Weg zog sich endlos und wir waren sehr erleichtert, als wir abends endlich unser Ziel erreicht hatten. Entspannt vor einem wärmenden Schwedenofen erholten wir uns von dem anstrengenden Tag und hatten wieder sehr nette Gespräche mit den verschiedensten Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern, die wir immer wieder während der Tour getroffen haben.
Rechtzeitig erreichten wir das Ziel und warteten am Ufer mit weitern ca. 100 Touris und schauten mit großem Respekt auf das Wasser. Der Wind war noch stärker geworden und hatte mittlerweile in Spitzen eine Geschwindigkeit von 140 km/h, so kann man sich vorstellen, wie er das Wasser peitschte, Wellen erzeugte und das Wasser wie in einer Art Tornado nach oben zog. Uns allen war das nicht geheuer und so zeigte sich niemand verwundert, als ein Ranger kam und uns mitteilte, dass heute aufgrund der Wetterlage kein Boot mehr fahren könnte. Doch was nun, denn schließlich hatten wir alle kein Zimmer mehr und die Lodge ist fast komplett ausgebucht, genauso wie die Zeltplätze. Wie alle versuchten wir noch eines der begehrten Betten an der Rezeption zu ergattern, da waren unsere Chancen allerdings sehr gering und die egoistische Art mancher Reisender nervte uns, deshalb suchten wir uns ein nettes Plätzchen an einem wärmenden Schwedenofen und sicherten uns zwei Sofas. Auf denen wir dann die Nacht auch einigermaßen gut und vor allem ohne zu frieren verbringen konnten. Ganz großes Glück hatten wir, dass uns das nette junge Paar aus Deutschland freundlicherweise ihre Schlafsäcke ausliehen (nochmals herzlichen Dank :-) ! ), sonst hätten wir da echt ein Problem gehabt, denn nachts wurde es echt bitterkalt. Marek übernahm selbstlos den verantwortungsvollen Job des "Feuerteufels", das bedeutete, dass er alle eineinhalb Stunden Holz nachlegen musste - der Arme !!!
Der „Torres del Paine NP“ und das große „W“ waren absolut klasse, die Natur zeigte sich von ihrer absolut bezauberndsten Seite. Nicht ohne Grund ist er seit 1978 ein Biosphärenreservat der UNESCO und wird gerne als der schönste NP Südamerikas betitelt. Die sich ständig veränderte Landschaft, die azurblauen Seen, die schön gewundenen Pfade durch die grünen Wälder, rauschende Bäche mit den wackeligen Brücken, die Granitnadeln der Torres und die großen strahlend blauen Gletscher hauten uns von den Socken und beeindrucken uns immer noch. Ebenso faszinierend war der extrem starke Wind, so eine Kraft hatten wir noch nie erlebt!