Unser erstes Hotel war ein Ryokan, ein Hotel im japanischen Stil, d.h. einfache Zimmer mit Futonbetten auf Tatami-Matten ( gewebte Matten aus Stroh ). Das Ganze mit Familienanschluss, denn wir lebten mit der japanischen Familie quasi unter einem Dach und abends wurden wir sogar noch von der Hausherrin bekocht : sie bereitete für uns eine Udon Suppe zu, eine Spezialität der japanischen Küche, allerdings werden, diese dicken Nudeln mit Seegras ( Nori ) sicherlich nicht in die Liste meiner Lieblingsspeisen übernommen ! Am kommenden Morgen wachten wir mit etwas unbeweglichen Muskeln, was dem hartem Futonbett zuzuschreiben war, auf. Diese leichte Unbeweglichkeit hatten wir rasch vergessen, als wir den strahlend blauen Himmel erblickten :-) ! Wir zogen erstmal um in unser Hotel im Stadtteil Asakusabashi. Dabei wurden wir zum ersten Mal mit dem riesigen Metronetz der Großstadt konfrontiert ! Es scheint so, als ob der gesamte Untergrund Tokyos von U-Bahn Röhren durchlöchert ist, wie ein Schweizer Käse. Nach zwei Stunden hatten wir dann auch endlich unser Hotel erreicht, schnelles Einchecken und dann konnte es los gehen, wir machten uns auf, diese riesige Stadt zu erkunden - doch wo anfangen ? In unserem Reiseführer sind dieser gigantischen Stadt über 100 Seiten gewidmet, natürlich gespickt mit unzählig vielen sehenswerten Highlights, für drei Tage viel zu viel. So beschlossen wir die Anzahl der Sehenswürdigkeiten, die wir besichtigen wollten zu beschränken, um genügend Zeit zum Erleben und Entdecken des alltäglichen Lebens in Tokyo zu haben. Unsere erste Attraktion sollte der Sensoji-Tempel in Asakusa sein, also im selben Stadtteil in dem auch unser Hotel war. Man denkt zunächst, kein Problem dahin können wir zu Fuß marschieren, aber weit gefehlt, denn selbst mit der Metro waren wir noch 15 Minuten - reine Fahrtzeit – unterwegs ! Zu Beginn erschien uns das System etwas sehr komplex und äußerst kompliziert, zumal die meisten Fahrkartenautomaten nur japanisch mit uns sprachen und auch auf dem Streckenplan nur japanische Namen der Haltestationen zu finden waren. Nach genauerem Betrachten der unverständlichen Zeichen und Nachfragen haben wir ruck zuck herausbekommen, wie der Hase läuft und dann war alles kein Problem mehr. Wir stellten erleichtert fest, das U-Bahn-System Tokyos ist super zu verstehen und perfekt organisiert ( das Letztere sollte uns in diesem Land noch öfter deutlich auffallen ).
Aber nun zurück zum buddhistischen Tempel, er ist der älteste Tempel in Tokyo und nicht nur für die ausländischen Touristen eine Attraktion, sondern auch für die Japaner selbst. Mit jedem Meter, dem wir dem bekannten Tempel näher kamen, nahmen auch die Menschenmassen zu, um schlussendlich am Torii, dem Eingangstor zu der Anlage, ihren Höhepunkt zu erreichen : Menschen ohne Ende !!! Wir waren fasziniert und irritiert auf gleiche Weise. Dem zufolge ist das Umfeld dieses spirituellen Ortes auch sehr kommerzialisiert, d.h. zum Tempel führt eine Straße - Nakamise-dori - in der die Besucher allerlei kitschige Souvenirs erwerben können. So geht die Ruhe, die ein buddhistischer Tempel eigentlich ausstrahlt, komplett verloren, das fanden wir beide doch sehr schade. Nach diesem Gewusel von Menschen brauchten wir etwas Ruhe und fuhren mit der Metro in den Stadtteil Ueno, um das Nationalmuseum zu besuchen. Wieder waren wir mindestens 30 Minuten im Untergrund unterwegs, und dass nur um in den benachbarten Stadtteil zu gelangen – verrückt ! Im Museum erhielten wir einen Crashkurs im Bereich der Geschichte Japans, d.h. wir lernten Einiges über die verschiedenen Perioden der Herrscher mit ihren Samurais und Shogunen, sahen Schwerter, Kimonos und bewunderten die schönen japanischen Schriftzeichen und hatten letztendlich eine kleine Vorstellung über die Vergangenheit Japans. Wieder zurück auf dem Weg zur Metro durchquerten wir einen der bekanntesten Parks Tokyos, den Ueno-koen; es war schon fast dunkel, dennoch konnten wir einen kleinen Eindruck erhaschen, wie verrückt die Japaner auf die Kirschblüten sind ( dazu später mehr ). Mittlerweile waren wir ziemlich geschafft von den vielen neuen Eindrücken und fuhren zurück in unser Hotel und ordneten das Erlebte und entspannten uns bei einer heißen Tasse grünem ( bitteren ) japanischen Tee, um für Morgen wieder fit und aufnahmefähig zu sein.
Früh ging es heute wieder bei strahlendem Sonnenschein in Richtung U-Bahn. Sehr erfahren und routiniert liefen wir zielsicher zu unserer Linie und fuhren einmal quer unter der Stadt hindurch in den Stadtteil Shinjuku, genauer zum Tokyo Metropolitan Gouvernement Building oder einfach nur zum Rathaus von Tokyo. Der bekannte japanische Architekt Kenzo Tange entwarf das Gebäude, und der graue Betonklotz ist keine besondere Schönheit geworden. Dennoch wollten wir unbedingt dorthin, was auch seinen guten Grund hatte, denn im 45. Stock wurde eine Aussichtsplattform errichtet. Von dort oben aus hatten wir einen herrlichen Blick über die Stadt und die phänomenalen Straßenschlachten - die Aussicht war großartig und wir konnten das Ende der Stadt nicht mal erahnen – beeindruckend ! Das ganze ohne etwas berappen zu müssen, was natürlich durchaus als positiv zu bewerten ist :-). Gut gelaunt spazierten wir in der uns wärmenden Sonne in Richtung Shinjuku-gyoen, einem sehr schön angelegten Park, um der Hektik des aufregenden Stadtlebens für einen Moment zu entkommen. Die Idee hatten auch viele andere, wie wir perplex feststellten, als wir uns dem Parkeingang näherten und die Menschenschlange erblickten. Aber das Warten hat sich sehr gelohnt, denn nun kamen auch wir in den Genuss der Kirschblüten - wahnsinnige Szenen spielten sich ab : Hunderte von Menschen breiteten blaue Plastikmatten aus und setzten sich unter die Kirschbäume und begannen aus ihren mitgebrachten Lunchboxen zu essen, redeten miteinander und lachten dabei vergnügt, Kinder sprangen strahlend und ausgelassen auf der Wiese herum, Businessleute machten ihre Mittagspause, Kirschblütenverrückte packten ihre Stative aus und fotografieren das begehrte Motiv stundenlang - das gesamte Treiben hatte einen volksfestähnlichen Charakter. Und wir mittendrin und live dabei, natürlich auch mit einer Lunchbox ausgerüstet und fotografierend, denn auch wir sind von dem "Kirschblüten-Virus" befallen. Die Blüten sind so wunderschön, dass man sich an ihnen nicht satt sehen kann und sie versprühen gute Laune und zaubern allen ein Lächeln ins Gesicht. Diesem Lebensgefühl gaben wir uns vollkommen hin und erfreuten uns an den einzigartigen Szenen und genossen die berauschende Atmosphäre. Die japanische Kirschblüte - Sakura - ist eine der wichtigsten Symbole der japanischen Kultur. Sie steht für Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit.
Die Japaner haben noch eine, uns sehr sympathische Verrücktheit, sie mögen Katzen, jawohl Katzen, wie schön ! In allen Variationen, aus Stoff oder Porzellan, als Glücksbringer oder Essschälchen sind die Katzenmotive käuflich zu erwerben, da muss ich mich schon ganz schön kontrollieren, um nicht dem "Katzenkaufrausch" zu erliegen. Verzaubert von den Sakuras und den Katzen schwebten wir - natürlich wieder mit der Metro - weiter zu unserer nächsten Touri-Hauptattraktion, dem Meji-jingu. Der weltberühmte Shinto-Schrein, der idyllisch mitten in einem Wald liegt und somit trotz der Besuchermassen ein Ort der Ruhe ist. Wir erfreuten uns an der untergehenden Sonne, die ein herrliches Licht auf die Bauten des Schreins warf und genossen das friedliche Treiben. Nach dieser Erholungsphase waren wir wieder bereit für die Hektik und das geschäftige Treiben, so machten wir uns auf, an den geeignetsten Ort, um genau das hautnah zu erleben : zur Shibuya Crossing ! Eine große Kreuzung fast ohne Autos, dafür beherrschen unzählige Fußgänger das Bild. Jedes Mal, wenn die Ampel auf Grün springt, gehen bis zu 15 000 Menschen aus allen Richtungen los und verschmelzen in der Mitte der Kreuzung zu einem Knäul, um sich dann langsam wieder zu entwirren. Natürlich überquerten wir auch diese Kreuzung und es war ein aufregendes Erlebnis diese riesige Menschenmasse auf sich zukommen zu sehen, fast wie auf dem Weg in eine Schlacht. Beeindruckender Weise wurden wir aber von keinem der Fußgänger geschubst oder berührt, es wurde nicht gedrängelt und die Massen liefen diszipliniert und geordnet von der einen auf die andere Seite – faszinierend ! Des Weiteren bot sich uns auch ein gewaltiges Spektakel an den Hochhäuserfassaden, überall waren riesengroßen Video Leinwände, die irgendwelche Werbeclips zeigten, dazu noch enorm große Neon Schilder. Wir konnten nur mit offenem Mund dastehen und staunen. Allmählich waren unsere Speicherkarten bezüglich unserer Erlebnisse voll und wir machten uns langsam auf den Heimweg. Nur noch einen kurzen Stopp im Stadtteil Akihabara hatten wir geplant, dieser Stadtteil wird auch als „ Electronic City “ bezeichnet. Ein Eldorado für Marek, er erhoffte sich hier, in einer der riesigen Shoppingmalls, die bis unter´s Dach mit Elektronik vollgestopft sind, das eine oder andere Schnäppchen zu reißen. Dem war leider nicht so, denn die Preise waren nur unwesentlich billiger im Vergleich zu Deutschland, so ging er etwas enttäuscht und mit leeren Händen nach Hause. Das anschließende leckere Abendessen in einem Curry House stimmte ihn wieder freudig, und auch mich, denn es gab ein vegetarisches Curry ! Nach diesem langen und wiedermal sehr erlebnisreichen Tag vielen wir erschöpft, aber sehr glücklich in unsere Betten. Selbst beim Einschlafen verfolgten uns noch Bilder der heutigen Erlebnisse, so hatte ich ständig diese wundervollen Kirschblüten vor Augen :-).
Auch heute starteten wir wieder sehr früh in den Tag, denn wir wollten den Fischmarkt Tokyos, den Tsukiji, erleben, den größten auf der Erde, mit über 60 000 Angestellten und rund 400 verschiedenen Meeresprodukten. Sehr spannend war es, das geschäftige Treiben zu beobachten : die Verkäufer priesen ihre Waren an und dazwischen rasten die unterschiedlichen Transportmittel durch die Gegend und vollführten quasi eine Highspeed Choreographie, deren man besser nicht in die Quere kam, denn es war nicht ganz ungefährlich ! Wir spazierten gemütlich durch den riesigen Markt und bekamen allmählich Hunger, denn wir hatten noch nicht gefrühstückt. Japanische Küche verbindet man ganz selbstverständlich mit Sushi und wo könnte das Sushi frischer zubereitet werden - als hier auf dem Fischmarkt ? So besuchten wir ein exklusives Sushi Restaurant und gönnten uns eine Premium Platte frischen Fisches mit Reis - es war eine wahre Delikatesse, das beste Sushi, welches wir je gegessen hatten -yammi ( wenn es für unsere Geschmacksnerven als Frühstück doch etwas sehr exotisch gewesen ist :-) ) !
Frisch mit Fisch - :-) - gestärkt unternahmen wir einen Verdauungsspaziergang im kaiserlichen Garten, der uns aufs Neue wieder mit wundervollen Kirschblüten und blauem Himmel erwartete. Weiter ging unser Spaziergang in Richtung Ginza, das japanische Gegenstück zur Fifth Avenue in New York, via dem neu renovierten Tokyo Station bis hin ins Herz Ginzas, zum „ 4-chome Crossing “. Wiedermal mal waren wir fasziniert von der riesigen Neonreklame, den gigantischen Video-Leinwänden und dem wuseligen Treiben. Pünktlich zum Abend erreichten wir die Namiki-dori, die Inn-Straße, in der sich das exklusivste Nachtleben Tokyos abspielt. Wir spazierten an den eleganten Bars und Restaurants entlang und betrachteten die edlen Geschäfte mit den Auslagen von gehobenen und sehr teuren Waren und betrieben Schaufenster-Shopping. Langsam neigte sich der Tag zu Ende und wir machten uns auf den Heimweg und entspannten uns in unserem Hotel bei lecker Nudeln und frischem Salat.
Am kommenden Morgen starteten wir sehr früh in Richtung der bekanntesten Tempel von Nikko ( die zum Weltkulturerbe erklärt wurden ), denn wir wollten den an solchen bedeutenden religiösen Orten riesigen Touristenströmen entkommen. Das war eine sehr gute Entscheidung, somit waren wir an unserem ersten Ziel, dem Tosho-gu Schrein, der aus einigen Gebäuden besteht, fast alleine. Es herrschte eine ruhige und atmosphärische Stimmung und die gerade aufgegangene Sonne lies die Bauwerke in einem schönen Licht erstrahlen. Mindestens genau so wunderschön waren die bizarren Zedern, die ihre krakeligen Armäste Richtung blauen Himmel streckten und ein kaum wahrzunehmender morgendlicher Dampf, der zwischen den wuchtigen Baumstämmen langsam empor stieg - fantastisch, genau so stellte ich mir die Tempel und Umgebung in Japan vor :-) ! Etwas schade war, dass einer der Hauptattraktionen, das Sonnenuntergangstor "Yomei-mon" gerade restauriert wurde und sich deshalb hinter Planen versteckte. Besonders beeindruckend war die Schnitzerei der drei Affen, endlich wissen wir, woher dieses weltbekannte Symbol stammt, nämlich aus dem Tendai Buddhismus und es bedeutet: nichts Böses hören, nichts Böses sehen und nichts Böses sagen ! Und wiedermal kommen Katzen ins Spiel, d.h. eigentlich eine und zwar eine schlafende, sie gilt in Japan als Nationalschatz ! Als Abschluss stiegen wir die zahlreichen Stufen zum Mausoleum von Ieyasu hoch, welches idyllisch und versteckt im Wald liegt. Über zwei Stunden bewunderten wir die Pracht der Bauwerke und erfreuten uns an der morgendlichen angenehmen Ruhe. So waren wir auch gleich bereit für unsere zweite Schrein-Besichtigung, den Futarasan-jinja, der als ältester Shinto-Schrein Nikkos gilt. Er liegt romantisch unter Zypressen und strahlt eine wohltuende Atmosphäre aus.
Frisch erholt und mit unserem obligatorischen Nikko-Frühstück, bestehend aus einem Eier-Sandwich und einem Schinken-Sandwich, machten wir uns auf, die ruhige mystische Umgebung zu erkunden. Wir unternahmen eine kleine Wanderung, die uns von der Touristen-Information vorgeschlagen wurde und etwas abseits der ursprünglichen Touristenströme entlang führt. So durchstreiften wir erneut die schönen langsam aus dem Winterschlaf erwachenden Wälder und entdeckten wieder weitere kleine Schmuckstätte, wie zum Beispiel die Buddha Figuren mit den rot gehäkelten Mützchen, die auf einmal wie aus dem Nichts in Reih und Glied stehend vor uns auftauchten. Wir setzten unsere Schatzsuche von gestern fort und entdeckten immer wieder wundervolle Beweise aus der glorreichen buddhistischen Vergangenheit Nikkos. Nach drei Stunden an der frischen Luft war es uns allmählich etwas kalt so beschlossen wir "Onsen" zu gehen. Nein, das ist kein schwäbisch, sondern japanisch und an kalten Tagen eine wundervolle Sache, also eine für uns perfekte Idee um uns aufzuwärmen. Im Grunde ist Onsen ein japanisches Thermalbad und wie alles in diesem Land hat die Badekultur auch spezielle Rituale, die man doch besser beachten sollte, um in kein Fettnäpfchen zu treten. Gut von den Betreibern unseres Hotels informiert ( welch ein Glück, denn sie sprechen Englisch :-) ) liefen wir zu einem Luxushotel, in dem das Onsen auch für nicht Hotelgäste angeboten wird und hier trennten sich auch unsere Wege, denn Männer und Frauen „ onsen “ getrennt. Zunächst mussten wir uns ausgiebig duschen, um in den Genuss der warmen Nasses zu kommen. Das ca. 40 Grad warme Wasser war wunderbar weich und ich erholte mich während der 20 minütigen Badezeit vorzüglich. Diese Entspannung hielt den ganzen Abend über an und sorgte wohl auch noch mit für den angenehmen Schlaf, eine sehr feine Sache, dieses Onsen.
Der buddhistische Glaube kennt leider kein Osterfest, dennoch entdeckten wir etwas "fast österliches" :-)
- Ein frohes Osterfest an alle !!!
Auch an unserem zweiten Tag in Kamakura standen erneut Tempelbesuche auf unserem Programm, es gibt so viele und alle versprechen auf ihre Weise spannend und einen Besuch wert zu sein, so mussten wir auch hier ( ähnlich, wie in Nikko ) eine feine und überlegte Auswahl treffen. So starteten wir unsere Tour sehr früh am Morgen: um 7 Uhr ( ! ) waren wir bereits unterwegs, denn wir wollten nicht, wie gestern von den gigantischen Menschenmassen durch die Tempelanlagen geschoben werden. Zunächst besichtigten wir den Hokoku-ji, ein kleiner Tempel, der von einem wunderschönen Bambuswald umgeben ist. Den durchquerten wir auf schön angelegten engen Wegen und waren total fasziniert und bezaubert von dem traumhaft schönen und riesigen Bambus.
Abschließend muss ich echt sagen, dass ich noch nie so eine Vielzahl an wunderschönen, prächtigen und geschichtslastigen historische Bauwerke auf einem Fleck gesehen habe ! Die beiden Tage hier waren sehr intensiv und wir bekamen eine gute Vorstellung über die einst glorreichen Tage Kamakuras und wie sich der Buddhismus von hier aus in ganz Japan ausbreitete.
Aber es kam noch schlimmer: heute Morgen wurden wir von Schnee geweckt ! Jawohl es schneite und die Bäume, Straßen und Dächer waren bereits mit einer dünnen Schicht Schnee bedeckt !!! Mit dieser Witterung haben wir jetzt mal so gar nicht gerechnet und bei dem üblen Wetter wollten wir auch keinen Fuß vor die Tür setzten, aber unser Hotel war auch nicht so besonders einladend, so was Blödes aber auch ! Glücklicherweise gibt es hier um die Ecke, d.h. vier Kilometer entfernt einen Starbucks, jippi jeah ! Doch zunächst mussten wir noch die Strecke durch den Schnee stapfen und ich sollte unbedingt neue Schuhe kaufen, denn meine alten Trekkingschuhe fielen mittlerweile fast schon auseinander ( nach über zehn Jahren ist das ja auch kein Wunder ), bevor wir es uns bei einem leckeren Cappuccino in der wohligen Wärme des Cafés gemütlich machen konnten. Wir nutzten die Zeit, um an unsere Homepage zu arbeiten und so vergingen drei Stunden fast wie im Fluge und in der Zwischenzeit hatte es sogar aufgehört zu schneien und die Wolken zogen etwas nach oben. Weiter bitte ihr lieben Wolken, höher ziehen, wir wollen den Mount Fuji sehen. Leider erfüllten die Wolken unseren Wunsch nicht !
Wow, bei einem Blick aus unserem Hotelzimmer stellten wir heute Morgen äußerst freudig fest, dass es weder regnete noch schneite, ja wir konnten sogar hin und wieder ein Stückchen blauen Himmel sehen - zeigt er sich uns doch noch kurz bevor wir weiterziehen ? Unsere Euphorie wuchs, dennoch konnten wir leider nur für einen ganz kurzen Augenblick den total verschneiten Vulkangipfel sehen, das war ehrlich gesagt auch schon mehr als wir zu hoffen gewagt hatten.
Nun hieß es für uns wiedermal Packen, denn heute sollte es weitergehen, nach Hiroshima, allerdings mit einem Zwischenstopp in Tokyo ! Während der Zugfahrt stellten wir beide nüchtern fest, dass wir das Beste aus den kalten und niederschlagsreichen Tagen gemacht haben und unsere Unternehmungen gerade auch aufgrund des Wetters einen besonderen Reiz hatten, allerdings war es schon sehr schade, dass wir keine Sicht auf den postkartenwürdigen Fujisan haben konnten - echt super schade !
In Hiroshima angekommen, mussten wir unser Hotel erstmal suchen, da es sich etwas versteckt in einiger Entfernung zum Bahnhof befand. Endlich angekommen erkundeten wir die Stadt ein wenig und gönnten uns einen leckeren Cappuccino. Die Metropole machte einen sehr quirligen und kosmopolitischen ersten Eindruck auf uns. In den kommenden Tagen sollte Hiroshima unser Ausgangspunkt für Tagestouren in die Umgebung sein, die wir abends noch vorbereiteten. Mit einer rührenden Serie vom Bergdoktor fielen uns dann müde die Augen zu !
Unseren ersten Tag verbrachten wir auf der Insel Miyajima, diese kleine Insel ist Weltkulturerbe und eines der beliebtesten Ausflugsziele Japans, da durften wir uns mal wieder auf riesige Menschenmassen einstellen. Allerdings starteten wir so früh, dass wir hoffentlich vor den Reisegruppen auf der Insel sein würden, das dachten wir zumindest. Weit gefehlt, denn bereits zu den frühen Morgenstunden war an der Anlegestelle die Hölle los. Aber das ist kein Wunder, dass so viele Menschen hierher kommen, denn schon von der Fähre aus erahnten wir, welch ein wunderschönes Panorama uns auf Miyajima erwartete: die Hügel der kleinen Insel strahlen in einem sanften hellgrün und die Hauptattraktion, das " Floating Torii " sticht hellrot aus dem blauen Wasser - ein grandioser Kontrast. Dieses Torii zog uns ganz in seinen Bann, vor allem am Morgen, denn da war Flut und so hatten wir den Eindruck, dass es auf dem Wasser schwebt - eine architektonische und künstlerische Schönheit. Das ganze Szenario erleben wir bei strahlender Sonne und blauem Himmel, es verspricht ein grandioser Tag zu werden :-) ! Kaum waren wir auf der Insel nahmen wir auch die Massen der Touristen war und wir wurden förmlich über die Uferpromenade und durch den Tempel " Itsukushima-jinja " geschoben. Schon etwas nervig, so viele Menschen um uns zu haben und was entdecken wir mitten in den Menschenmassen ?
Rehe !! Jawohl Rehe, die unerschrocken zwischen den Massen herum spazierten, in der Hoffnung irgendwo etwas Essbares zu ergattern – verrückt !
Erholt und gut gelaunt, nahmen wir den Abstieg in Angriff und erreichten pünktlich zum Sonnenuntergang das bekannte Torii, dass nun in einem ganz anderen Licht erstrahlte - wieder auf eine andere Art wunderschön und wahnsinnig fotogen. Diesen Anblick mussten wir allerdings wieder mit vielen anderen Touristen teilen und wir wurden mal wieder mit dem Massentourismus in Japan konfrontiert - das ist echt hart. Wir ließen uns die Kraft und die Stimmung davon nicht rauben und erfreuten uns des Anblicks: das majestätische Torii im stimmungsvollen Sonnenuntergang - wir sind happy und können definitiv sagen, einer der schönsten Tage in Japan neigt sich langsam dem Ende zu.
Wiedermal starteten wir sehr früh in den Tag, weil wir zunächst eine eineinhalb stündige Zugfahrt vor uns hatten, um zu unserem Startpunkt zu gelangen. Die Zugfahrt entlang der hügeligen Küste war romantisch und bezaubernd, endlich bekamen wir einen kleinen Eindruck von der Lebensweise auf dem Land. Die Zeit tickt etwas langsamer und alles wirkt gemütlicher, auch die Häuser sind im japanischen Stil mit den wundervoll geschwungenen Dächern und dem eher schlichten Gemäuer errichtet worden – schön !!
Unser heutiges Ziel war Onomichi, ein kleines Städtchen, welches wir links liegen ließen, denn unser begehrtes Ziel sind die der Stadt vorgelagerten Inseln ! Genauer gesagt sind es sechs, die durch ein umwerfendes Brückensystem miteinander verbunden sind. Insgesamt ist der Überseeweg 70 Kilometer lang und besteht aus sechs Brücken; er verbindet die Hauptinsel Honshu mit einer weiteren Insel Shikoku. Die gesamte Strecke ist zu viel für einen halben Tag, so beschlossen wir nur ein Teil der Shimanami-Kaido-Tour zu sehen. Das Ganze - sehr zur Freude von Marek - mit Fahrrädern, welche wir ganz bequem an der Zughaltestelle in Onomichi ausleihen konnten, denn hier sind sie auf diesen Fahrradtourismus bestens vorbereitet !
Klar, diese Strecke zählt mit zu den schönsten Fahrradrouten der Welt und ist dementsprechend hoch frequentiert, glücklicherweise nicht am heutigen Tag ! Voller Genuss traten wir in die Pedalen und freuten uns endlich mal wieder im Sattel zu sitzen :-). Vorbei ging es auf exzellenten Randwegen an tollen Landschaften, netten Menschen und jeder Menge ländliches traditionelles Japan. Die Könige der Strecke sind zweifelsfrei die Brücken, die sind sehr imposant und man hat von ihnen die besten Ausblicke – grandios !! Auf der ersten Brücke sind Fahrräder nicht erlaubt, so fuhren wir mit einer kleinen Fähre auf die erste Insel, dort ging es entlang des Meeresufers und wir fühlten uns schon fast wie auf einem Kreuzfahrtschiff. Dann bogen wir um die Ecke und erblickten die erste Brücke - riesig, gewaltig und beeindruckend. Es war auch ein cooles Gefühl auf einer extra Fahrradspur unter den Autos in einer Höhe von über 100 Metern über das Meer zu radeln. Die zweite Insel bestach durch ihre schönen Orangenplantagen und da im Moment auch einige Früchte reif waren ( seltsam: reife Orangen im Frühjahr - wiedermal verrückt ! ) und am Straßenrand zum Verkauf angeboten wurden, mussten wir natürlich auch welche vernaschen und die waren sowas von süß, saftig... lecker ! Die Radtour endete auf der dritten Insel Ikuchi-jima, von dort aus nahmen wir die Fähre zurück zu unserem Startpunkt Onomichi.
Etwas geschafft und mit schmerzendem Hinterteil machten wir uns wieder auf den langen Heimweg und waren froh uns im Zug etwas erholen zu können. Mal wieder kann ich schreiben, dass ein sehr erlebnisreicher und wunderschöner Tag langsam sein Ende findet - davor gibt´s allerdings noch viel lecker Sushi :-) !
Wie in den oberen Artikeln bereits beschrieben, hat Hiroshima besonders viele sehenswerte Attraktionen in der unmittelbaren Umgebung zu bieten, die eine Reise sehr lohnen. Ihre traurige Berühmtheit erlangte die Stadt jedoch durch den Atombombenabwurf am 06. August 1945. Das tragische Schicksal hat die Stadt beinahe völlig zerstört und tötete das Leben von 90.000 Menschen sofort, geschätzte 166.000 starben an Spätfolgen der Radioaktivität und viele leiden heute noch. Aus diesem Grund gibt es in Hiroshima zahlreiche Mahnmale, die an diese schreckliche Zeit erinnern und die zugleich auch die neue Generation warnen und erinnern soll.
Unseren letzten Tag widmeten wir voll und ganz diesen Zeugnissen der traurigen Vergangenheit und besuchten die Denkmäler im Friedenspark und das Friedensmuseum und beides bewegte und berührte uns sehr. Der Park ist riesig und misst ca. 12 Fußballplätze ( = 120.000 Quadratmeter ) und er beherbergt die bekanntesten Monumente bezüglich des Atombombenabwurfs und fordert auch eindrücklich zu einer atomwaffenfreien Welt auf. Wir begannen unseren Informationsrundgang beim " Hiroshima A-Bomb Dome ", der Rest eines Gebäudes das nicht vollkommen durch die Atombombe zerstört wurde. Die schaurige Ruine steht als Mahnmal und soll an die schreckliche Zerstörung der Bombe erinnern. Hier wurden wir uns bewusst, dass wir uns im Kernbereich der damaligen Explosion befanden und wie unglaublich vernichtend und groß die Zerstörung gewesen ist. Die ganze traurige Geschichte der Stadt holte uns schlagartig ein und es war ein sehr nachdenklicher und bewegender Moment und die Sinnlosigkeit von Kriegen mit ihrer gesamten Wut der Vernichtung bewegte mich zutiefst. Ohne viele Worte zu wechseln, liefen wir zum Kinder-Friedens-Denkmal, ein Denkmal in Andenken an ein junges Mädchen, namens Sadato Sasaki ( und andere Kinder ), die aufgrund der radioaktiven Strahlung einige Jahre nach dem Atombombenangriff an Leukämie erkrankte. Sie wollte unbedingt wieder gesund werden und begann Kraniche aus Origamipapier zu falten, in der Hoffnung, dass sie weiterleben darf. Leider ging ihr Wunsch nicht in Erfüllung und sie starb. Das Falten der Kraniche wurde zu einer weltweiten Kampagne und viele von ihnen werden symbolisch, vor allem von Kindern, vor dem Denkmal niedergelegt, so dass es ein bunter Haufen Kraniche schmückt. Deshalb wurde der Kranich ein Symbol des Friedens - bewegende und wahre Geschichte !
Am Kenotaph befindet sich, geschützt unter einem bogenförmigen Dach ein Steinsarkophag, indem sich die Namen der Opfer aufgelistet befinden. Ein paar Schritte weiter erreichten wir die Friedensflamme, die am 01. August 1964 entzündet wurde und seit dem ununterbrochen brennt. Sie wird erst dann gelöscht werden, wenn die Nuklearwaffen auf der Erde vernichtet wurden, um nie mehr so ein tragische Katastrophe absichtlich auslösen zu können. Beides wurde von dem bekanntesten japanischen Architekten Tange Kenzo entworfen. Ebenso sein Werk ist die " Hiroshima National Peace Memorial Hall for the Atomic Bomb Victims ", ein Ort der gekonnt einige Aspekte des Unglücks auf raffinierte Weise darstellt und ein Ort der Ruhe ist, den wir nutzten, um unseren Gedanken Raum zu geben ! Niederschlagend und ergreifend empfanden wir diesen Ort der Erinnerung.
Zum Abschluss besuchten wir noch das Friedensmuseum ( leider konnten wir nur eine Etage besuchen, da das Gebäude zum Teil renoviert wurde ), welches uns über die Geschichte Hiroshimas und über Details des Atombombenabwurfs ausführlich informierte und uns wurde die gesamte Tragweite der Katastrophe erst vollends bewusst, als wir uns mit den verschiedenen Modellen und Bildern konfrontiert sahen, wie zum Beispiel Bilder der unglaublich furchtbaren Verbrennungen der Haut der Opfer. Die uns bewegenden Denkmäler und die offene Konfrontation mit der Schrecklichkeit von Nuklearwaffen und Kriegen beschäftigte uns noch den gesamten Tag und stimmte uns sehr nachdenklich ..... !
Am Nachmittag entdeckten wir auch das andere Gesicht von Hiroshima - quirlige Straßen, lebensfrohe Menschen und wunderschöne Gärten.
An unserem letzten Morgen durfte natürlich ein Besuch im beeindruckenden Mazda Museum und Werk nicht fehlen, stimmt´s Marek :-) ? Er freute sich schon seit Tagen auf diesen Besuch und darauf den CX-3 endlich mal in echt sehen und " probesitzen " zu können. Gesagt, getan - die von Mazda sind sehr nett, wir mussten uns nur im Vorfeld telefonisch anmelden und schon konnten wir kostenlos an einer Führung teilnehmen. Vorbei ging es mit der Bahn zunächst am Mazda - Zoom Zoom - Stadium, an diversen Mazda Garagen und am Mazda Hospital. Wie man bereits beim Lesen bemerkt, ist Mazda in Hiroshima überall präsent und unterstützt die Stadt auch sehr. Am Empfang wurden wir freundlich von dem obligatorischen Chor begrüßt und Marek konnte es kaum abwarten die " Neuen ", den CX-3 und den CX-5 in echt zu sehen und " probezusitzen ", am liebsten hätte er seine Bestellung für zu Hause schon aufgegeben. Nach einem knappen geschichtlichen Rückblick via Film besichtigten wir die alten Schmuckstücke von Mazda. Im Anschluss kamen wir zum, aus meiner Sicht, interessantesten Teil der Führung, wir wurden in die Montagehalle geführt und durften die Arbeiten am längsten Fertigungsband der Welt ( 7 km ) beobachten, leider war das Fotografieren verboten. Nach gut zwei Stunden war der spannende und sehr abwechslungsreiche Rundgang zu Ende, Marek komplett aus dem Häuschen und happy !!!
Nach einer kurzen Zugfahrt - klar mit dem Shinkansen :-) - kamen wir entspannt in Nara an und ließen die religiösen Bauten zunächst einmal links liegen und schauten uns das Städtchen mit seinem charmanten Kern an. Wir entdeckten viele kleine individuell gestaltete Läden und nette Cafés, die uns zum Schauen und Verweilen einluden. Das Bummeln machte uns Spaß und nur ein unerwarteter Regenguss setzte dem Ganzen ein Ende. So besorgten wir uns noch lecker Sushi und machten es uns im Ryokan gemütlich und speisten vorzüglich. Trotz des harten Futons schliefen wir sehr gut und konnten so bestens gelaunt und fit unglaublich früh in den Tag starten. Wir hatten viel geplant für den bevorstehenden Tag, denn es wimmelt hier wieder von Tempeln mit Prädikat " Weltkulturerbe ", aus denen wir uns die sehenswertesten herauspickten. Deshalb auch das sehr frühe Aufstehen, denn unser erster Besuch galt dem sehr bekannten Todaiji-Tempel und wir wollten den nervigen Touristenströmen entrinnen. Und das war eine klasse Sache, denn wir waren so gut wie alleine in der Tempelanlage und konnten eine spirituelle Atmosphäre erleben und dem Gesang der Mönche lauschen - es war ein ganz besonderes Erlebnis !!! Die Hauptattraktion des Tempels ist zweifelsohne die riesige Buddha-Halle, die gleich zwei Weltrekorde hält: die Halle ist das größte Holzgebäude der Welt und beherbergt unter ihrem Dach die größte Bronzefigur der Welt - den Duibutsu, eine gigantisch große Buddha-Statue mit 16,2 Metern ! Diese Halle ist einfach atemberaubend schön, der Buddha wirkt schlicht und majestätisch und wir waren komplett von den Socken und hielten den Moment in unseren Herzen ganz fest. So langsam kamen auch die Touristenmassen, so räumten wir das Feld und gingen weiter auf einem romantischen mit Steinen gepflasterten Weg zu einem Untertempel des Todaiji, dem Nigatsu-do. Er liegt etwas weiter oben am Hügel, somit hatten wir einen tollen Überblick über die gesamte Tempelanlage und Nara. Überhaupt war die Halle sehr eindrucksvoll, das wuchtige aus dunklem Holz errichtete Bauwerk ist mit schönen Elementen der Buddhismus verziert, wie zum Beispiel die großen Lampions mit der japanischen Schriftzeichen - überall fanden wir bezaubernde Schmuckstücke - toll ( und alles ohne Touris ! ) !
Ganz zu unserer Freude hat es mittlerweile endlich aufgehört zu regnen und die Sonne zeigte sich zaghaft hinter den Wolken, für mich waren die Sonnenstrahlen eine wahre Wohltat, da ich komplett durchgefroren war ! In der Zwischenzeit waren wir auch etwas hungrig, so schauten wir uns nach einem Café oder Ähnlichem um, um eine Tasse heißen Tee zu trinken und eine Kleinigkeit zu frühstücken. Leider hatte noch nichts geöffnet so setzten wir unseren Rundgang hungrig, aber mit wärmer werdenden Füßen und Händen fort. Bedeutend besser, was den Hunger - und vermutlich auch das Frieren - betrifft ging es da den Rehen, die hier im Nara Park, der all diese schönen Tempelanlagen umgibt, frei und ganz selbstverständlich durch die Gegend spazieren. Sie werden von den Touris mit sämtlichen Leckerlies, die man an vielen Stellen im Park kaufen kann, gefüttert und die Zwei- sowie die Vierbeiner haben einen Heidenspaß. Diese Hirsche gelten als heilig, man sagt, dass die Gottheiten des Kasagua Taisha Schreines auf den Hirschen ritten und sie gelten mittlerweile als Symbol für Nara.
Dieser Schrein war auch unser nächstes Ziel, einer der ältesten und berühmtesten Shinto Schreine Japans. Er liegt am Fuße der zwei heiligen Berge Kasugayama und Mikasayama etwas versteckt in einem schönen ursprünglichen Wald aus großen und knorrigen Bäumen. Besonders bemerkenswert sind die unzähligen steinernen Laternen, die im Gelände des Schreines und vor allem am Straßenrand zum Tempel hinauf aufgestellt sind, sie verliehen dem ganzen Tempel einen schlossähnlichen Touch und wir konnten uns an den variantenreichen in Reih und Glied aufgebauten Laternen nicht sattsehen – spitze !
Mittlerweile war unser Hunger doch recht groß und wir brauchten auch eine Pause um die vielen Eindrücke zu verarbeiten. Unsere geplante Tour führte uns in das Zentrum Naras, so nutzten wir eines der vielen Cafés, die inzwischen geöffnet hatten ( jipiii :-) ) und gönnten uns einen warmen Cappuccino und ein leckeres Sandwich, das tat so richtig gut. Wieder bester Laune, satt und aufgewärmt besuchten wir den Gangoji-Tempel, der eigentlich nicht auf unserer Liste stand, aber er uns quasi noch in die Tasche sprang. Spannend ist seine Geschichte: er wurde zuerst als erster buddhistischer Tempel in Asuka gegründet und als die Hauptstadt nach Nara verlegt wurde, wurde der Tempel da, wo er sich jetzt befindet wieder aufgebaut. Das Umziehen der Tempel war gang und gäbe in Japan – verrückt ! Noch einen Tempel wollten wir unbedingt besuchen, d.h. seine fünfstöckige Pagode bewundern, denn die drei Haupthallen wurden im Moment unseres Besuches renoviert. Sie ist mit ihren 50 Metern die zweitgrößte Pagode Japans und unvorstellbar riesengroß, wenn man direkt vor ihr steht und nach oben schaut !
Nach so vielen Tempeln war unsere Kapazität, was die Tempel betrifft absolut erschöpft und wir erholten uns im Isui-en Garten, der als ein absolutes Premiumstück des Gartenbaus im Meiji-Zeitalter gilt. Er ist ein herrlicher bepflanzter Garten, indem wir unsere Seele treiben lassen konnten...;-) ! Die Landschaft wird hier von Bäumen, sanften Hügeln und malerischen Seen geprägt. Zauberhafte mit Moos bewachsene Pfade, kleine Brücken und idyllische Plätzchen luden uns zum Verweilen und träumen ein. Der Besuch war so erholend und der Spaziergang durch das kleine Paradies hat uns so sehr gefallen und gut getan, dass wir gleich noch dem Nachbargarten, den Yosikien-Garten, einen Besuch abstatteten. Wiedermal waren wir von den hellgrün leuchtenden Blättern und der wunderschönen Landschaft sehr beeindruckt. Die Gartenbaukunst beherrschen die Japaner aus dem FF !
Ganz schon voll war unser Tag, allerdings sehr abwechslungsreich und absolut Klasse ! Wie könnte ein erlebnisreicher und etwas kühler ( leicht untertrieben ) Tag schöner enden, als in dem warmen Wasser eines Onsen. Und genau das hatten wir in unserem Ryokan, also ab ins heiße Nass und Tiefenentspannung pur kann folgen. Ein perfekter Abschluss für einen perfekten Tag :-) !
Bereits als wir ankamen, erblickten wir gleich zwei Sehenswürdigkeiten Kyotos, das Bahnhofsgebäude mit seinem Atrium samt Glasdach - ein Lob auf den Architekten - und den Tokyo Tower. Trotz schwerer Last, denn wir hatten unsere Rucksäcke noch geschultert, mussten wir ständig stehen bleiben und staunen. Gut, dass wir den Weg zum Hotel dann in der U-Bahn fortsetzten, sonst wären wir aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen, dass stellten wir zumindest in den kommenden Tagen fest. Im Hotel stellten wir unser Gepäck ab, da wir unser Zimmer noch nicht beziehen konnten, das ist in Japan immer erst ab 3:00 pm möglich. Für uns war das kein Problem, denn wir waren sowieso sehr neugierig darauf, die Stadt zu erobern. Die alte Kaiserstadt wurde schon im 8. Jahrhundert gegründet und schachbrettartig angelegt, was uns die Orientierung ungemein erleichterte ( zumindest mir, gell Marek :-) !!! )
Heute mussten wir früh raus, denn wir hatten zunächst einen etwas längeren Anfahrtsweg zu einem Vorortbezirk, dem Arashiyama, vor uns. Dieses Viertel ist für seine großen und weitläufigen Tempel und für seinen einzigartigen Bambuswald bekannt. Der Bambuswald ist ein magischer Ort und die Atmosphäre ist außergewöhnlich. Er ist mit keinem anderen Wald, den wir jemals erlebt haben, zu vergleichen. Es scheint, als ob die Bambusstangen unendlich in alle Richtungen in den Himmel wachsen, wir waren von dem Anblick leicht hypnotisiert. In Trance gelangten wir zu dem Tenryu-ji Tempel, ein Zen Tempel der durch seine traumhafte Lage am Hang und seinen schönen Drachenzeichnungen herausragt. Fast wie von selbst gelangten wir zu einer Villa eines bekannten Samurai Schauspielers aus vergangenen Zeiten. Dieses Anwesen liegt auf einem riesigen Areal am Hang und ist von einem prächtigen Garten - ist eher eine riesige Parkanlage - umgeben. Wir spazierten auf den Wegen entlang, bewunderten die schöne Aussicht auf die Stadt und wurden zum Abschluss der Besichtigung mit einem leckeren, wenn auch leicht bitteren grünen Tee und einem Küchle verwöhnt.
Nach einer knappen Mittagspause fuhren wir einmal quer vom Bergland im Westen in das Bergland im Osten durch die Stadt in das Viertel Higashiyama. Dieses Viertel gilt als Top Sehenswürdigkeit in Kyoto und darf somit natürlich nicht auf unsrer Reiseroute fehlen. Natürlich wollten wir auch wieder den ein oder anderen Tempel besuchen, allerdings sind wir fast schon an der Grenze bezüglich Tempelbesichtigungen, es sind so unglaublich viele und wir können zum Teil die Einzigartigkeit der Anlagen nicht mehr gebührend wertschätzen, somit dezimieren wir die Zahl der Besichtigungen heute auf ein Minimum. So starteten wir an einem der berühmtesten Tempel Kyotos, dem Kiyomizudera Tempel, deren Haupthalle auf einer hölzernen Balkenkonstruktion direkt über einem steilen Berghang errichtet wurde. Wir wurden wieder von den Menschenmassen durch die Anlage geschoben, was dem Ganzen seinen Zauber nahm, so besichtigten wir nur flüchtig die kleinen Attraktionen und flüchteten. Leider nicht wirklich, denn auch in den Straßen wimmelte es geradezu vor Menschen, das ist aber auch kein Wunder, denn an diese charmante mit Steinen gepflasterten Straßen reihen sich alte Holzhäuser, traditionelle Geschäfte, Teehäuser und Restaurants. Vorbei ging es an einigen Schreinen unter anderem an dem farbenfrohen Yasaka-jinja, über einen netten Park, indem wir eine kleine Pause einlegten, bis wir schlussendlich den Tempel Shoren-in erreichten, kurz bevor er seine Tore für Besucher schloss. Das war gut so, denn so waren wir noch wenige Touristen und konnten die Atmosphäre, die dem Tempel inne wohnte, spüren. Wir ließen unseren Gedanken freien Lauf und schauten auf den wunderschönen Garten. Auf dem Rückweg passierten wir noch die bekannte Straße Ponto-cho, die ihre besonderen Reize am Abend zeigt: schöne alte Häuser werden sanft von den typischen Lampions und Laternen in einem Rotton beleuchtet - wir fühlten uns wie in das alte Japan zurückversetzt. Fehlt nur noch der Anblick einer Geisha, das Glück hatten wir am heutigen Abend nicht, aber dafür gab es wieder Sushi zum Abendessen und das machte uns auch sehr glücklich. Was für ein ereignisreicher Tag, es ist unvorstellbar, wie viele intensive und unterschiedliche Eindrücke wir hier jeden Abend mit in das Reich der Träume nehmen dürfen :-) !
Überhaupt hieß es nun für uns ganz Japan Auf Wiedersehen zu sagen, denn bereits am übernächsten Tag ging unser Flieger von Osaka nach Hong Kong. Mit viel Vorfreude im Herzen fuhren wir an den Flughafen und waren total gespannt. Hong Kong und vielleicht noch weitere Reiseziele in China - vorausgesetzt wir bekommen unsere Visa - versprechen auch wieder sehr aufregend zu werden.
Eigentlich wollte ich mit diesen Worten den Beitrag zu Japan beenden, beim Durchlesen fiel mir allerdings auf, dass ich doch noch ein paar Zeilen hinzufügen möchte, um unsere Eindrücke und Erfahrungen, die wir mit den Japanern sammeln durften, weitergeben zu können, denn Japaner sind anders – einzigartig ! Ihre Verhaltensweise und Mentalität hat uns einerseits sehr faszinierend und andererseits auch abgeschreckt ! Nett, hilfsbereit und sehr höflich begegneten uns die Japaner fast immer, das begann bereits als wir die Eingangstür zum Seven Eleven öffneten, denn kaum hatten wir einen Fuß in den Supermarkt gesetzt, wurde uns ein freundliches "Konichiwa" aller Mitarbeiter im Chor zugeträllert, dabei verbeugten sie sich noch mehrere Male - verrückt :-) ! Generell wurden wir immer höflich mit einem Lächeln und einer Verbeugung begrüßt und herzlich willkommen geheißen, diese Freundlichkeit entfachte bei uns ein angenehmes Gefühl.
Des Weiteren herrschte ein sehr netter Umgangston und man hörte nie laute, streitende oder klagende Worte. In Japan gilt es als höchste Tugend, Gefühle zu verbergen und der Außenwelt keinesfalls zu zeigen, wie man sich wirklich fühlt, denn seine Emotionen, wie Wut, Angst oder weitere Gefühle kund zu tun, heißt " sein Gesicht zu verlieren". Damit ist selbstverständlich nicht das Gesicht im physischen Sinne gemeint, sondern das Ansehen einer Person beziehungsweise ihr Image. So werden vermutlich dann auch Probleme oder Streitigkeiten einfach weg gelächelt !!!
Japaner verhalten sich immer außergewöhnlich ruhig und diszipliniert, so herrschte in den zum Teil übervollen Zügen und U-Bahnen fast schon eine gruselige Stille ! Dieses Phänomen konnten wir jeden Tag mehrmals beobachten : wenn gewartet werden musste, gab es nirgends ein Gedränge und überall bildeten sich geordnete Menschenschlangen in den dafür auf dem Boden markierten Bereichen und es wurde geduldig und rücksichtsvoll gewartet bis man an der Reihe war –